Die lustigen Weiber vom Klingental ...

Im 15. Jahrhundert wurden über die Klingentaler Damen immer wieder Klagen laut. Die Stadtväter empörten sich, weil die Nonnen im Rhein zu baden pflegten; den Bürgern waren die Privilegien der Klöster ohnehin ein Dorn im Auge. Die massivsten Vorwürfe gegen die Klingentalerinnen erhoben aber ihre Beichtväter, die Prediger jenseits des Rheins. In einem achtseitigen Brief an den Konstanzer Bischof aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts klagt ein Geistlicher den Sittenzerfall im Kloster an. Die Frauen seien schwatzhaft, schreibt er, würden die Frühmesse schwänzen, Beziehungen zu Männern unterhalten und vieles mehr. Als "Dornbüsche im Acker des Herrn, die man ausreissen muss" beschrieb er sie, als "schamlose, verstockte Weiber, welche ein skandalöses Leben führen und die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams nicht einhalten". Diese Lesart der Zustände im Klingental wurde von der Geschichtsschreibung lange Zeit kritiklos weitergereicht. Erst die Arbeiten des Vereins Frauenstadtrundgang von 1992 versuchten, sie in ein anderes Licht zu rücken.

Bild: Eine Seite des besagten Briefes (Staatsarchiv Basel-Stadt)